Man könnte meinen, dass der Siegeszug von Social Media nun auch endlich in den deutschen Unternehmen eingefahren ist und die Nutzung von Blogs, Wikis & Co. nunmehr Alltag und Selbstverständlichkeit in der Zusammenarbeit und Kommunikation von Mitarbeitern geworden ist. Zugegeben, nicht jede Unternehmenskultur verträgt diese Art des Miteinanders, muss sie auch nicht. Die Voraussetzungen für eine hohe Erfolgschance von Social Media im Unternehmenseinsatz sollten aber doch die Mehrzahl der Unternehmen erfüllen – und dessen Einführung fordern.
Was bzw. wer sind also dann die Verhinderer, die blockieren wo sie nur können und für die jede kleine Veränderung in Arbeitsweisen und Gewohnheiten einem Weltuntergang nahekommt?
In unserer täglichen Projektarbeit begegnet uns zuweilen die Anforderung, dass vor allem die Mitarbeiter überzeugt und „abgeholt“ werden müssen, damit der Einsatz von Social Software auch langfristig Erfolg haben kann. Das Top-Management sei dagegen bereits restlos überzeugt und könne es kaum erwarten, mit Tablet und Co. den allabendlichen CXO Blogbeitrag an die lechzende Belegschaft zu posten.
Schaut man nun allerdings auf die aktuellen Ergebnisse der Multi-Client-Studie des Analystenhauses Experton zur Lage von „Social Business für Communication & Collaboration (SB4CC)“*, identifiziert man eindeutig andere Schwergewichte, die ausdauernd blockieren. Entscheidend dabei ist, wen man fragt.
Schauen wir zuerst auf die Befragten aus der IT. Auf die Frage, warum SB4CC nicht eingesetzt wird, antworten mehr als die Hälfte mit dem Totschlagargument: „kein Bedarf“. Sicherlich ist die lupenreine Darlegung eines positiven ROI sehr schwierig, mit etwas Mühe und analytischem Vorgehen lassen sich aber die Vorteile identifizieren und nutzen. Dazu später mehr.
Wechseln wir kurz auf die Fachseite, da wo Business gemacht wird. Was denken Sie, führen die Kollegen als Hauptgrund ins Feld, warum es in ihrem Unternehmen nicht zum Einsatz von Social Software kommt? Richtig: 56% geben dafür den Widersachern aus der IT die Schuld, die Bestrebungen einer Einführung von Social Software im Wege stehen.
Wir stellen also fest: Der Bedarf der Fachseite ist der IT entweder nicht bekannt bzw. nachhaltig dargelegt oder wird aktiv kleingeredet. Beides führt zwangsläufig zum Stillstand. Dabei ist die Rolle des Verhinderes nicht so klar, wie es auf den ersten Blick scheint.
Die Verantwortung für Erfolg und Misserfolg solcher Projekte wird historisch bedingt immer zunächst bei der IT-Abteilung gesucht. Diese müsse ja schließlich Erfahrung mit der Einführung von Software haben. Dementsprechend groß sind unter Umständen deren Ressentiments. Und selbstverständlich ist es auch eine kulturelle Herausforderung: Die Macht der IT über die Systemlandschaft eines Unternehmens ist in Gefahr. Als ein Beispiel sei hier exemplarisch der Einsatz von Social Software aus der Cloud erwähnt, der die üblichen Arbeitsaufwände der IT-Mannschaft (Entwicklung, Test, Betrieb, Service, Bug Fixing, Backup, Restore, …) auf ein Minimum schrumpfen lässt und neue Aufgaben hervorbringt. IT muss sich also stellenweise neu erfinden und ihren Platz im Social Business behaupten.
Auf der anderen Seite ist aber auch die Fachseite gut beraten, die IT-Experten aus dem eigenen Hause frühzeitig mit ins Boot zu holen. Auch wenn die IT-Budgets sich weiter von der IT in die Fachbereiche verlagern werden, sind die Kompetenzen und Erfahrungen der IT-Abteilung ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Eine Einführung von Social Software, die lediglich die Bedürfnisse der Fachabteilung befriedigt, birgt im langfristigen Einsatz Risiken. Bei der Auswahl von Enterprise Social Networking Lösungen wie z.B. Yammer, Tibbr, SAP Jam und Co., mag der kurzfristige Erfolg beispielsweise klar sichtbar sein und die Fachanforderer jubeln lassen. Ein langfristiges Überleben und Nutzen sichern sich diese Tools allerdings nur, wenn sie eingebettet in die IT Systemlandschaft verwendet werden. Und das funktioniert nur mit der IT.
Wenn also die Lager gespalten sind, bietet es sich an, auf die zu schauen, die sich getraut haben, ihr Unternehmen zu einem Social Business zu wandeln, insbesondere fokussiert auf die interne Zusammenarbeit und Kommunikation.
Die häufigsten Argumente für den Einsatz von SB4CC aus der Experton-Studie:
Top1: Schnellere Problemlösung
Top 2: Zusammenarbeit beschleunigen
Top 3: Besserer Zugang zu Informationen
Top 4: Mitarbeitermotivation erhöhen
Das bemerkenswerte an diesen Antworten ist, dass sie nahezu identisch von IT und Fachseite beantwortet worden sind. Stellt sich also der Schulterschluss zwischen IT und Business erst im Erfolgsfall ein?
Wenn es so etwas wie „das ideale Social Software Projekt“ gäbe, so wäre ein Grundpfeiler dafür die Doppelspitze schon in der Projektleitung, bestehend aus IT und Fachseite. Diese Erkenntnis können wir definitiv unterstreichen.
Fazit
Die Einführung von Social Software ist weder ein reines IT-Projekt noch unabhängig von der IT erfolgsversprechend. Eine vertrauensvolle Koalition verbunden mit der richtigen Strategie bildet ein wertvolles Fundament, um die Herausforderungen zum Wohle des vernetzten Unternehmens zu meistern.
*Die Studie ist noch nicht veröffentlicht. Wir konnten einen ersten Blick auf die Ergebnisse werfen und werden an dieser Stelle ankündigen, wenn die ganze Studie zur Verfügung steht
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